Piton de la Fournaise

215 - so viele Knochen werde ich heute Abend spüren. Zum Glück weiss ich das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht!
Nach einem leckeren Nachtessen legen wir uns recht früh schlafen, denn Morgen wird bereits um 05:00 Uhr der Wecker klingeln. Wenn wir den Vulkan ohne Nebel erklimmen wollen, ist dies unbedingt nötig. Als der Wecker klingelt, ist es bereits taghell, also machen wir uns auf die 45 minütige Autofahrt Richtung Vulkan. Mit jedem Kilometer wird die Landschaft karger und die Vulkanlandschaft wird immer deutlicher sichtbar. Auf dem grossen Parkplatz, wir befinden uns mittlerweile auf über 2'000müM, stärken wir uns noch einmal und marschieren voller Tatendrang dem gut beschilderten Pfad entlang Richtung Gipfel. Es ist noch nicht einmal 06:30 Uhr und trotzdem ist die Sonne bereits jetzt deutlich zu spüren. Wir müssen uns keine Sorgen machen, in eine falsche Richtung zu gehen, denn die Menschen, welche sich vor uns auf den Weg gemacht haben, sind wie auf einer Ameisenstrasse deutlich zu sehen.
Im Moment ist noch alles in Ordnung, die Landschaft, der erste kleine Krater, die unterschiedlichen Lavaströme faszinieren uns und treiben uns an, in den Schlund des Piton de la Fournaise zu schauen.
Langsam wird es anstrengend, es geht steil Bergauf und der Untergrund hat sich verändert, so dass wir auf losen kleinen Lavasteinen gehen müssen. Nach schweisstreibenden 2.5 Stunden haben wir das Ziel - den Kraterrand - erreicht und geniessen erst einmal die wunderbare Aussicht. Zu wissen, dass man gerade auf einem der aktivsten Vulkane weltweit steht, der im Durchschnitt alle 9 Monate ausbricht, beeindruckt doch sehr! Im Wissen, dass wir die gleiche Strecke wieder zurück gehen müssen, brechen wir nach einer 30 minütigen Pause die Rückreise an.
Aufkommende Fragen, weshalb ich mich auf diese Wanderung eingelassen habe, versuche ich im Keim zu ersticken. Allmählich wird bei mir jeder Schritt mühsamer und scheinbar ist das NUR bei mir so. Als dann noch Marathonläufer an uns vorbei joggen, ist die Freude vollends vorbei und ich sehne mich nach einem Whirlpool, einer Massage oder ganz einfach nach einem Sofa. Selbst die aufmunternden Worte meiner Frau prassten an mir ab, wie Regentropfen an einer Fensterscheibe. Da es weder Bäume noch Büsche hat, sieht man den gesamten Weg vor sich, den man noch zurücklegen muss. Schon bald können wir den Berg hinter uns lassen und müssen nur noch über die Ebene spazieren, dann sind wir schon bald zurück auf dem Parkplatz. Kaum zu glauben, dass sich diese Ebene in den letzten 3 Stunden um das doppelte in die Länge gezogen hat (jedenfalls war das mein Gefühl). Am Ende dieser schier endlosen steinigen Ebene kommt das Schönste: Treppen! Ich hab sie nicht gezählt, aber mein iPhone verriet mir am Abend, dass ich heute 106. Stockwerke erklommen habe. Somit habe ich die Lizenz zum Liftfahren für die nächsten 10 Jahre erworben. Zeitgleich mit dem Einsteigen ins Auto spüre ich ihn, meinen 215. Knochen.

Morgenstimmung

Sicht auf den Krater

Unsere Route: lila Tour


erkaltete Lava

Immer schön auf den weissen Punkten gehen

Unser Ziel in der Ferne

Blick zurück

Natürlich entstandene Höhle

Kunst am Vulkan

Sind wir bald oben?

Blick an die Ostküste

Blick in den Krater

Entspannen am Gipfel

Geschafft!

Steimannli

Ein letzter Blick zurück

Die letzten Stufen